FORTSETZUNG VON
RENATE HABECKER "BILDER ZUM HINEINSTEIGEN"Die Bilder vermitteln Zeitlosigkeit, laden zur Meditation ein und öffnen den Weg in die Unendlichkeit. Die Bilder setzen sich mit der Wirklichkeit kritisch auseinander, in dem sie Risse, Sprünge und Paradoxien in den altgewohnten Strukturen aufzeigen. Manchmal verschmelzen auch verschiedene Realitätsebenen zu neuen Wirklichkeiten. Allen Bildern gemeinsam ist der Ruf: 'Nicht stehen zu bleiben'. 'Dort, wo der Weg zu sein scheint, fängt er erst an', ist eine Erkenntnis, die Angelika Bender-Wührl sehr nachdrücklich vermittelt.
Die Künstlerin zeigt mit ihren meditativen Bildern dem Betrachter die Möglichkeiten verschiedener Wege auf. An uns, den Betrachtern liegt es nun, dem Appell der Bilder zu folgen und unseren eigenen Weg zu finden. Die Künstlerin verwendet in ihren Bildern nicht nur die Zentralperspektive, Bögen, Säulen, Treppen, Tore, spiegelnde Wasserflächen, sondern auch einfache, geometrische Formen wie Dreiecke, Vierecke, Quader und sehr oft schwebende Kugeln. Symmetrische antike Architekturformen setzt die intensiv schaffende Malerin als Elemente ihrer Bilder ein, die den Betrachter durch ihren formalen Aufbau anregen und ihn verlocken, diese imaginären Räume zu betreten.
In dieser aus Träumen geborenen Umgebung, ist es möglich, die Gelassenheit und die Muße zu finden, die uns im Alltag fehlt. Ihre Malerei stützt sich auf die vor dem 15. Jahrhundert übliche Betrachtungsweise. Bilder hatten damals noch magische Bedeutung und Symbolcharakter. Sie waren keine Abbilder der Wirklichkeit.
Nicht nur mit ihrer kontemplativen Betrachtungsweise und ihren klar strukturierten Kompositionen macht die Künstlerin auf sich aufmerksam, sie überrascht auch durch eine faszinierende neue Technik. Reines Pigmentpulver wird unter Verzicht auf die normalen - bei Tempera, Öl und Aquarell benützten - Bindemittel verwendet. Die feinen Farbpartikel werden mittels Watte auf rauhes Papier aufgetragen. Die Künstlerin erzielt so reinste Farbwerte mit erstaunlicher Transparenz bei einem breiten Farbspektrum.
Die Bilder verwandeln sich stetig durch das Spiel von Licht und Schatten und leben durch ihr irisierendes Licht. Je nach Lichteinfall ändert sich die Atmosphäre der Bilder. Zarte Übergänge von wüstensandfarbener Erde zur blauen Weite des Himmels bilden fließende Horizonte mit der Illusion unendlicher Weite, die die Grenzen auflösen.